Kapitel 5
 

Chroniken von Tamalia

 

Kapitel Fünf; Catherine

 

Ein kleines Mädchen, 14 Jahre alt, kauerte regungslos unter ihrem Bett. Ihre Kleider waren verdreckt und ihr Gesicht von Tränen überströmt. Sie erinnerte sich kaum an das Geschehene. Während einem friedlichen Abendessen sah sie den Vollmond durch das Fenster und fragte ihren Vater wieso er manchmal voll sei und manchmal kaum mehr als eine Scheibe. Er erklärte es ihr wie jedes Mal, wenn sie ihn danach fragte, ausführlich. Da er es ihr aber wie gewöhnlich zu kompliziert erklärte, versuchte sie nur so zu tun, als würde sie es verstehen und bedankte sich zum Schluss mit einem Kuss auf die Wange. Dabei rollte ihr der Apfel vom Tisch und verschwand unter dem Bett. Bevor ihre Mutter etwas sagen konnte, war sie bereits vom Stuhl gesprungen und dem Apfel unter das Bett gefolgt. „Pass auf die“, begann ihre Mutter, doch beendet hat sie den Satz nie. Ein Pfeil war durch das Fenster geflogen. Sie fasste sich an den blutenden Hals, sah mit erschrocken aufgerissenen Augen ein letztes Mal ihren Mann an und kippte regungslos vom Stuhl. Ihr Vater erbleichte und versuchte zu erkennen wer das getan hatte. Er schrie seiner Tochter zu, sie solle sich ruhig halten und keinesfalls rauskommen. Er hingegen nahm seine Axt von der Wand und kauerte sich neben der Tür hin. Das kleine Mädchen hörte das Getrampel und das Gezische vor dem Haus. Plötzlich wurde die Tür aus der Angel  getreten und eine kleine bewaffnete Kreatur sprang hindurch. Bevor sie begriff was geschah, spaltete die Axt des Vaters ihren Kopf. Er nahm das rostige Kurzschwert der Kreatur in die Linke und machte sich bereit zum Kampf. Eine Kreatur nach der anderen sprang herein. Doch der Vater schlug sich tapfer gegen die Eindringlinge, als jedoch ein Pfeil auf ihn zuflog und er alle Kraft aufbringen musste, um auszuweichen, gab er sich eine Blösse, die eine der Kreaturen ausnützte und ihre rostige Klinge in dessen Bein rammte. Der Vater schrie vor Schmerz auf. Das kleine Mädchen entfuhr ein Schrei, wurde jedoch von den Schreien des Vaters übertönt, als dieser sich das Messer aus dem Bein zog. Angeschlagen kämpfte er weiter, wurde aber von einem weiteren Pfeil in die linke Schulter getroffen. Blut floss über seinen Arm und vermischte sich mit dem der Kreaturen auf dem Boden. Das kleine Mädchen sah in die Augen ihrer Mutter, die reglos auf dem Boden in einer Blutlache lag. Die Augen, vor Schreck geöffnet, sahen sie mit leerem Blick an. Und ihr Vater, der versuchte sie zu beschützen, kämpfte unweit der Leiche und schien vom Tod seiner Frau in Raserei zu verfallen. Die Eingeweide des Mädchens verkrampften sich, als ein weiterer Pfeil ihn in der Brust traf und er auf die Knie fiel. Eine Kreatur versuchte ihm am Kopf zu erwischen, er wehrte den Schlag jedoch ab und stiess ihr das Schwert in den Kopf, hatte jedoch keine Kraft mehr es hinauszuziehen. Da traf ihn ein dritter Pfeil mitten in die Stirn. Der Schädel splitterte und das Blut floss über sein wutverzerrtes Gesicht, als er seitlich auf den Boden fiel. Der Schütze, ein gross gewachsener Mann in schwarzer Rüstung, betrat das Haus und betrachtete die Leiche. Und sah auch die verstümmelten Leiber vieler Knipfer, die sich ihm entgegen geworfen hatten. „Wenn alle in diesem Dorf so stark sind, werden wir bald keine dieser hässlichen Knipfer mehr haben!“, spottete er, sah sich noch mal um, erkannte die Leiche der Mutter unter denen der Knipfer und ging mit einem hässlichen Grinsen auf sie zu. Er hob den der Mutter auf und trug sie zum Bett, worunter das kleine Mädchen immer noch lag. Ihr Herz pochte so laut, dass sie Angst hatte, es würde sie verraten. Er zog seinen Helm ab und legte ihn vor das Bett, genau vor das kleine Mädchen. Sie spürte, wie sich das Bett unter seinem Gewicht bog, als er sich neben ihre Mutter setzte. Er zog ihr den Pfeil aus dem Hals und streichelte sanft ihr Gesicht. Gerade wollte er ihr die Bluse öffnen, als von draussen jemand schrie: „Fürstin Salina ist eingetroffen! Alle Mann sofort zum Dorfplatz!“. Der Gardist schlug, verärgert darüber gestört worden zu sein, gegen die Wand, hob seinen Helm auf und lief zurück zur Tür, wobei er ein paar Schädel zertrat. Mit einem letzten Blick auf die Frau ging er hinaus und verschwand.

 

Als das kleine Mädchen keine Schritte mehr von draussen vernahm, kroch sie unter dem Bett hervor. Sie drehte sich um und erblickte ihre Mutter, die reglos auf dem Bett lag, als würde sie schlafen. Sie stieg aufs Bett und strich ihr über das Gesicht. Sie hatte ihre Mutter noch nie so still erlebt und bemerkte nicht einmal wie ihr die Tränen über die Wangen rollten und ihrer Mutter aufs Gesicht tropften. Wie in Trance schloss sie die Augen ihrer Mutter und gab ihr einen letzten Kuss auf die Wange und wandte sich ab. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging zu ihrem Vater. Dieser hielt seine Axt immer noch in der Hand, bereit sich jedem entgegen zu stellen der seine Familie bedrohte. Sie strich auch seine raue Wange und spürte jeden Stoppel des Bartes. Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und schloss auch seine Augen. Sie weinte ohne es zu merken. Die Tropfen rollten über ihre Wange, tropften vom Kinn herab auf das Gesicht ihres Vaters. Ihre Hand war blutverschmiert, doch das kümmerte sie nicht. Erst jetzt wandte sie sich diesen Kreaturen zu, die ihrem Vater so zugesetzt hatten. Es waren keine richtigen Menschen, aber auch keine Tiere. Ihre Haut war ergraut und stank fürchterlich. Ihr Kopf war nicht viel grösser als der eines Kindes, doch hatten sie ein furchtbar entstelltes Gesicht. Ihre kleinen schwarzen Augen waren tief in den Augenhöhlen verborgen. Sie hatten abstehende lange Ohren und kaum Haare auf dem Kopf. Wut stieg in ihr auf, gefolgt von Trauer und Verzweiflung. In ihr drehte sich alles und sie fiel zu Boden. Ihre Tränen vermischten sich mit dem Blut, von dem sie nicht wusste ob es das ihres Vaters oder das der Knipfer war. Doch es war ihr egal. Es musste ihr egal werden. Sie würde nicht überleben wenn sie ihre Gefühle nicht in den Griff bekommen würde – aber das konnte sie nur wenn sie keine mehr hatte. Sie übergab sich. Langsam stand sie auf. Spürte die Last auf ihren Schultern. Ihre Blicke wanderten zu ihrer toten Mutter, dann zu ihrem Vater. Sie wischte sich den Mund ab und drehte ihnen den Rücken zu. „Lebt wohl…“, flüsterte sie und ging durch die Tür. Dabei liess sie nicht nur ihre tote Familie zurück, sondern auch sich selbst – um zu überleben.

 

Draussen suchte sie sich rasch ein Versteck und sah sich um. Sie war oft mit ihrem Vater im Wald gewesen und hatte gelernt sich lautlos zu bewegen. „Wenn ich überleben will, muss

ich mich jetzt konzentrieren und mich nicht wie ein kleines Kind benehmen.“ Die Luft war von Rauch erfüllt und brannte ihr in den Augen. In der Dunkelheit erkannte sie mehrere Feuer, die in der Nähe des Dorfplatzes brannten. Im fahlen Licht des Vollmondes erkannte sie, dass nicht nur sie ihre Familie verloren hatte. Doch sie wandte den Blick rasch ab. Sie wollte nicht sehen, wer alles tot auf den Strassen lag. Stattdessen wollte sie diese Salina sehen, die sich angeblich beim Dorfplatz aufhielt. Sie wollte wissen weshalb ihre Familie sterben musste. Von Haus zu Haus schleichend machte sie sich auf dem Weg. Zu ihrem Entsetzen waren nicht nur diese Knipfer und die Gardisten im Dorf, sondern auch wolfsähnliche Geschöpfe, die sich über die Leichen hermachten. Bei diesem Anblick wurde es ihr übel und sie musste sich erneut übergeben. Im Schatten der Häuser bewegte sie sich unbemerkt vorwärts und blieb so von den Kreaturen und den Gardisten unbemerkt, die nun vermehrt in Gruppen Richtung Dorfplatz marschierten. Alle schienen dem Ruf dieser Frau zu folgen, was für das kleine Mädchen erstaunlich war. Denn ausser Leilana war ihr noch keine Frau begegnet, die genug Autorität besessen hätte, dass ihr so viele Männer folgen würden. Sie wusste zwar wer sie war, aber so weit von der Hauptstadt entfernt, hatten die Geschehnisse in der Welt nur wenig Auswirkungen auf ein Dorf mitten in den Wäldern. So wuchs ihre Neugierde diese Frau zu sehen und verdrängte zeitweilig auch ihre Trauer. Beim Dorfplatz angekommen schlich sie um diesen herum und versteckte sich hinter einem Stapel Holzkisten, von wo aus sie Salina zu sehen erhoffte. Dabei wurde sie unaufmerksam und bemerkte nicht, wie sich ein Wolf langsam von hinten an sie heran geschlichen hatte. In böser Vorahnung drehte sie sich langsam um, doch da war es schon zu spät. Der Wolf machte einen Satz nach vorne, doch sie schaffte es gerade nach seinen scharfen Zähnen zu entgehen. Das galt jedoch nicht für seine Krallen, die ihr einen Schmerz durch das Gesicht jagen liessen, dass sie die Augen schliessen musste. Als sie sie wieder öffnen wollte, konnte sie das nicht. Sie wusste aber, dass der Wolf noch in der Nähe war und trat wild um sich. Irgendwie schien sie ihn getroffen zu haben, den ihr Fuss schmerzte und das Knurren des Wolfes erlahmte. Doch das milderte ihre Panik keinesfalls. Denn als sie nach ihren geschlossenen Augen tasten wollte, spürte sie ausser dem Schmerz nur ihre fleischigen Augenhöhlen. Blind und völlig verängstigt lief sie vom Dorfplatz weg. Sie spürte wie sie die flach getretene Erde des Dorfes verliess und nun durch das hohe Gras rannte. Sie hörte keine Schritte, die sie verfolgten, was bedeutete, dass sie niemand bemerkt hatte. Sie folgte dem Rauschen des Baches, der aus dem Dorf schlängelte und in den Fluss mündete. Da stolperte sie über einen Stein und flog der Länge nach hin. Der Schmerz pochte in ihrem Gesicht und sie spürte wie das warme Blut ihr über die Wangen lief, oder waren es Tränen? Sie wusste es nicht und würde es wohl nie herausfinden. Langsam tastete sie sich zum Bach und begann sich das Gesicht zu waschen und die Verletzung zu reinigen. Salina würde sie jetzt wohl nicht mehr sehen können.

 

Auf dem Dorfplatz hatte niemand etwas von dem kleinen Kampf mitbekommen, denn ihre Aufmerksamkeit galt nur noch einer Frau. Und diese Frau war wütend. „Habt ihr wenigstens heraus bekommen wo sie stecken, bevor ihr das ganze Dorf niedergemacht habt?!“, schrie sie in die Runde, doch keiner wagte es, sich zu melden. Verärgert lief sie auf dem Platz herum und versuchte nach zu denken. Dabei war sie unbewusst an einem Bach angelangt, der sich durch das Dorf schlängelte und betrachtete darin gedankenverloren ihr Spiegelbild. Das weisse Leder ihrer Kleidung bedeckte ausser ihren Schultern nur noch ihre kleinen Brüste und ihre Lenden, und ging nahtlos in einen Rock über, der an der rechten Seite offen war, um sich besser darin bewegen zu können. Sie ging in die Knie und sah sich selbst in ihre kristallblauen Augen. Ihr blondes Haar fiel über die Schultern und berührte knapp das Wasser. Mit einem Finger berührte sie die Wasseroberfläche. Dort wo sie das Wasser berührte hatte, kristallisierte sich das Wasser und wurde zu Eis. Dieser Prozess breitete sich rasend schnell in beide Richtungen aus, bis der Bach einer eisigen Strasse glich. Amüsiert erhob Salina sich, wurde jedoch aufmerksam, als sie einen Schrei hörte. Erstaunt ging sie dem nach und bemerkte nicht wie der Hauptmann der Gardisten ihr gefolgt war.

Sie folgte dem Fluss, der sie direkt zum Ursprung der Schreie führte. Ein kleines Mädchen versuchte sich mit aller Kraft ihre Hände aus dem eisigen Gefängnis zu befreien. Ihr Gesicht war noch ein wenig blutverschmiert und als Salina ihr in die Augen sehen wollte, zuckte sie unmerklich zusammen, als sie die Wunde sah. Der Gardist zog ohne zu zögern den Bogen, spannte einen Pfeil, zielte auf den Kopf des Mädchens und liess ihn von der Sehne schnellen. Bevor der Pfeil jedoch den Bogen verlassen konnte, hatte Salina ihn reflexartig aus der Luft gefischt und ihn ohne mit der Wimper zu zucken in die Schulter des Gardisten gerammt. „Ich kann mich nicht erinnern, dir befohlen zu haben dieses Mädchen zu töten“, sprach sie mit finsterer Stimme zu ihm. Er sank verdattert auf den Boden und riss sich den Pfeil aus der Schulter. „Verzeiht mir Herrin“, wimmerte er. „Falls das nochmals vorkommt“, begann sie, „werde ich nicht auf deine Schulter zielen.“ Salina wandte sich wieder dem Mädchen zu, dass nun völlig regungslos neben dem zugefrorenem Bach lag und das Schlimmste erwartete. Sie zuckte zusammen, als Salina sie berührte, doch Salina strich ihr das Haar aus dem Gesicht um die Wunde zu begutachten „Deine Augen wurden praktisch rausgekratzt. Man sollte sich auch nie mit einem Isegrim anlegen“, sagte sie mit sanfter Stimme, „wie heisst du?“ Sie gab keinen Laut von sich. „Sprachlos vor Schmerz?“ fragte sie lachend. Salina berührte ihre Wunde mit der Hand. Sie flüsterte etwas, dass das kleine Mädchen nicht verstand. Doch ihr Schmerz schien nachzulassen. Die Wunde schloss sich und sie spürte ihre Augen wieder. „Das Augenlicht kann ich dir nicht geben. Dafür kenn ich dessen Beschaffenheit zu wenig, um es zu rekonstruieren. Aber ich kann dir eine andere Art der Wahrnehmung geben. Aber nur unter einer Bedingung, verrat mir deinen Namen.“ Der verwundete Hauptmann konnte seinen Augen und Ohren nicht trauen. Salina, die Fürstin, die er seit seiner Geburt kannte und fürchtete, die einen ganzen Kontinenten unterworfen hatte, fiel bei einem kleinen Mädchen auf die Knie und bat sie darum, ihr ihren Namen zu verraten. „Meine Hände“, sagte das Mädchen nur. Ihr kam es vor als hätte sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesprochen. Und obwohl sie wusste, dass Salina sich genau vor ihr befand, sprach sie ohne die geringste Furcht in ihrer Stimme. „So, du stellst mir Bedingungen? Nun gut, ich befrei deine Hände.“ Sie konnte ihre Bewunderung kaum verbergen, die sie für dieses Mädchen auf einmal empfand. In all den Jahren haben es nur wenige gewagt, so mit ihr zu sprechen und keiner davon hatte Zeit es zu bereuen. Salina berührte die Wasseroberfläche, worauf das Eis schmolz. Catherines Hände kamen frei und der Bach floss wieder weiter, als wäre nichts geschehen. „Danke“, sagte das kleine Mädchen und sah Salina mit ihren neuen weissen Augen an. Doch sie schien die Worte nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Sie sah, wie sie an Salinas feinem Gesicht abprallten, welche es wie eine weisse Maske in der Dunkelheit erscheinen liessen, bevor der Ton ihrer Worte und mit ihnen auch das Gesicht von Salina wieder verschwanden. „Ich heisse Catherine“, sagte sie mit ruhiger Stimme. „Catherine, ein schöner Name“, flüsterte sie und stand auf, „ich muss noch was erledigen, dann können wir los. Fürchte dich nicht. Solange du bei mir bleibst wird dir nichts geschehen.“ Wieder strömten die Worte nicht nur in ihre Ohren, sondern auch ihre Augen nahmen sie wahr und jetzt sah sie nicht nur ihr Gesicht sondern auch ihren Körper, bevor die Worte erloschen und so auch die Bilder vor ihren Augen. Catherine stand auf, und lief mit Salina, die sie an der Hand hielt, den Weg zum Dorfplatz zurück. Mit jedem Schritt hörte sie das Knicken der Grashalme, und mit dem Ton, sah sie auch kurz das Gras, durch das sie jetzt gingen. Faszinierend beobachtete sie ihre bekannte Umgebung mit neuen Augen, währenddem der Hauptmann ihnen schweigend folgte.

„Alle her hören!“, schrie Salina, als sie den Dorfplatz erreichten. Das aufgeregte Gemurmel, dass für Catherine, den ganzen Platz in ein wunderschönes Gemälde verwandelt hatte, verschwand Augenblicklich und sie konnte nur noch Salina sehen, wie sie auf die verstummten Gardisten und Knipfer zuging. „Das hier ist Catherine“, verkündete sie und deutete mit der Hand auf sie, „wer es wagt ihr auch nur ein Haar zu krümmen wird sich den Tod wünschen.“ Keiner dachte auch nur daran ihr zu widersprechen, stattdessen betrachteten sie neugierig das blutverschmierte Mädchen, das sich an Salina festklammerte. „Wartet hier auf mich“, sprach sie zu den Gardisten und machte sich mit Catherine im Schlepptau auf in den Wald.

 

„Wo gehen wir hin?“, fragte Catherine Salina schüchtern. „Wir besuchen eine alte Freundin von mir.“ – „Wir gehen durch den Wald… meinst du Leilana?“ – „Genau die“, antwortete Salina ihr mit einem Lächeln, „ich konnte in deinen Gedanken lesen wo sie lebt. Das ist eine der Gründe wieso du noch lebst.“ Catherine wurde übel. Unabsichtlich hatte sie Leilana Salina ausgeliefert. Doch sie sagte sich, dass sie es sowieso herausgefunden hätte und verdrängte die Schuldgefühle. Sie traten auf eine Lichtung und Salina sah sich den Boden an. Frische Spuren eines Chocobos zeichneten sich auf der weichen Erde ab. „Ist sie geflohen“, fragte sie sich zuerst, doch dann trat Leilana aus ihrer Hütte. „Ich hab dich erwartet Salina“, begann Leilana selbstsicher und musterte Salina. Catherine konnte ihre Worte an jeder Falte in ihrem Gesicht widerhallen sehen währendem sie sprach. Leilanas bemerkte Catherine an Salinas Seite. „Hmm, wirst du mit der Zeit doch wieder menschlich Salina? Oder wieso lässt du Catherine am Leben und hältst sie sogar an deiner Hand?“, fragte Leilana erstaunt. „Ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen!“, blaffte Salina sie an. Sie liess Catherine los und ging auf Leilana zu, die keinen Schritt zurückwich. „Du weißt weshalb ich hier bin?“ Salina blieb ein, zwei Schritte entfernt von Leilana stehen. „Ich nehme an aus demselben Grund wie wir uns schon das letzte Mal gegenüber gestanden haben, Rache. Doch dieses Mal gilt sie wohl nicht ein paar Banditen sondern mir.“ – „Stimmt fast. Meine Späher sind angeblich zwei Dorfbewohnern begegnet, die sich hervorragend zu wehren wussten. Sin hat zudem schon seit längerem gesuchte Personen in den Wäldern vermutet und ich sollte all dem nachgehen. Von dir weiss ich erst, seit ich dem kleinen Mädchen begegnet bin.“ Catherine spürte Leilanas Blicke auf sich, obwohl sie sie aufgrund der einkehrenden Stille nicht sehen konnte. Ein Lachen erleuchtete Leilanas Gesicht. „Statt die Marionette des Schicksals zu sein, wurdest du jetzt zu Sins Marionette.“ Doch Salina überhörte ihre Worte und zog ihr Schwert. Die lange, schmale silberne Klinge sang, als es die Scheide verliess und erhellte die Lichtung für Catherine. Die Klinge glitt praktisch lautlos durch Leilana. Doch Catherine hätte sowieso nicht gesehen. Sie weinte leise mit geschlossenen Augen und hörte, wie Leilana leblos zu Boden sank.

Als sie die Augen wieder öffnete stand Salina dicht vor ihr. „Sie bewegt sich leise“, dachte sich Catherine und liess sich von ihr wieder an der Hand führen. Als sie wieder auf dem Dorfplatz ankamen flüsterte Salina ihr etwas ins Ohr. „Bleib hier und rühr dich nicht, ich komme gleich wieder zurück.“ So stand Catherine alleine am Rand des Platzes und ihr blieb nichts anders übrig als zu lauschen. Doch sie hörte nur einige Befehle von Salina, die das Dorf betrafen. Die Erinnerung an den Tod ihrer Eltern kam wieder in ihr auf. Da hörte sie wie Salina die Gardisten zurechtwies, weil sie nicht den Befehl gegeben hatte, das Dorf zu zerstören. Catherine merkte wie sie lächelte.

 

 

 „Nun meine Kleine warst du jemals in der Hauptstadt?“, fragte Salina, reichte ihr ihre Hand und sie gingen auf das offene Feld hinaus. „Nein“, antwortete Catherine und wusste nicht recht, wie sie sie eigentlich ansprechen sollte. Salina spürte ihre Unsicherheit und Catherine vernahm ihr leises Lächeln. „Nenn mich Salina, du brauchst mir gegenüber nicht förmlich zu sein.“  Sie blieben stehen und Salina pfiff dreimal. Von weitem her konnte Catherine das Schlagen von Flügeln hören die immer näher kamen und schliesslich knapp vor ihr landeten.

Catherine konnte es zwar sehen, aber glauben keinesfalls. Ein Drache stand vor ihnen. Sie hatte bisher nur von solchen Wesen gelesen, aber noch nie eines gesehen. Sein Kopf, Hals und Brust waren zwar mit harten Schuppen bedeckt, doch seine Flügel und sein Rücken waren mit langen, weissen Federn geschmückt. „Bist du schon mal geflogen?“, fragte Salina sie und Catherine wusste, dass sie diese Frage nicht zu beantworten brauchte. Sie half ihr auf den Drachen, dessen Rücken weicher war, als jedes Bett, in dem sie jemals gelegen hatte. Als der Drache mit den Flügeln schlug, konnte Catherine sehen wie sie langsam vom Boden abhoben und dieser in der Dunkelheit ihrer Wahrnehmung verschwand. Sie war noch nie aus dem Dorf gekommen. „Es ist viel geschehen und es überrascht mich, dass du so tapfer bist kleines Mädchen.“ Doch Catherine hörte sie nicht mehr. Von den Strapazen des Abends erschöpft und mitgenommen, schlief sie ein.

 

 

 
 
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